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Warum Feedbackgespräche mit operativen Mitarbeitenden unverzichtbar sind
Warum Feedback- und Entwicklungsgespräche auch in den operativen Teams entscheidend sind.
In a nutshell: Zum Jahresende laufen die Lager heiß: Speditionen fahren Sonderschichten, Sales Peak reihen sich aneinander, Material fließt rein und raus. Genau in dieser Phase sollen zusätzlich Jahresendgespräche, Feedbackgespräche und Zielvereinbarungen stattfinden. Ein Widerspruch? Eigentlich nicht, wenn man es richtig angeht.
Warum Feedback- und Entwicklungsgespräche auch in den operativen Teams entscheidend sind
Während Meetings in Büros planbar sind, stellt sich im Live-Betrieb eine ganz andere Frage: Wie führt man sinnvolle Feedbackgespräche mit Mitarbeitenden, die im Lager oder auf der Straße ständig in Bewegung sind?

Gerade in der Logistikbranche sind es die operativen Teams auf dem Shopfloor oder in den LKWs, die den Wert schaffen: Sie transportieren, sichern, verladen, koordinieren, liefern, kommunizieren vor Ort. Für viele Unternehmen ist es jedoch Standard, nur mit Büromitarbeitenden strukturierte Reviews zu führen.
Doch auch Fahrer*innen und Lagermitarbeiter*innen wollen nicht nur funktionieren – sie wollen wahrgenommen werden.
Und das aus drei Gründen:
- Anerkennung (!!!)
- Persönliche Entwicklung wird auch in operativen Berufen erwartet.
- Wertschätzung bindet Mitarbeiter*innen.
Feedback ist nicht „nice to have“, sondern Bindungsstrategie, Sicherheitsfaktor und Motivationskraft zugleich.
Wie funktionieren Feedbackgespräche in laufenden Schichten?
Ein langer Tisch, zwei Kaffee und 60 Minuten Zeit? Utopie. Feedback muss zur Realität passen.
Im operativen Betrieb herrschen oft Schichtdruck und enge Deadlines, wodurch ausgedehnte Feedbackgespräche schwer realisierbar sind. Damit sie trotzdem stattfinden, eignen sich kurze Micro-Talks von ca. 10-15 Minuten. Sie sind leichter in den regulären Ablauf integrierbar, unterbrechen den Arbeitsfluss nicht maßgeblich und ermöglichen gleichzeitig regelmäßige Rückmeldung.
Damit solche Micro-Talks nicht wie ein „Gespräch zwischen Tür und Tor“ wirken, brauchen sie einen passenden Rahmen. In vielen Lagerhallen gibt es jedoch keine ruhigen Orte, weil der Betrieb permanent läuft. Deshalb lohnt es sich, kleine Ruhezonen einzurichten, zum Beispiel durch einen einfachen Bürocontainer, einen Besprechungsraum oder einen ruhigen Bereich abseits der Hauptwege. Wichtig ist dabei nicht die Ausstattung, sondern die Atmosphäre: ein kurzer Moment ohne vorbeilaufende Kolleg*innen, ohne Funkgerät, ohne Hektik.
Ein wichtiger Punkt sind die verschiedenen Schicht- und Einsatzzeiten der Teams. Klassische Bürotermine helfen hier nicht weiter. Stattdessen sollten flexible Gesprächsslots angeboten werden, die sich an den Einsatzzeiten orientieren. Wenn Teamleitungen andocken, wann Mitarbeitende tatsächlich verfügbar sind, wirkt Feedback nicht „aufgesetzt“, sondern respektvoll in den Arbeitsalltag integriert.
Zusammengefasst: Kurz, flexibel und in Ruhe. Wenn Feedbackgespräche im Logistikalltag diese drei Prinzipien erfüllen, werden sie nicht als zusätzliche Belastung wahrgenommen, sondern als Zeichen echter Wertschätzung.
Wichtig: Das Gespräch darf nicht wie ein Kontrollgespräch wirken. Es ist kein Feedback „über die Person“, sondern über die Zusammenarbeit.
Warum Zielvereinbarungen auch für Lagermitarbeiter*innen & Fahrer*innen sinnvoll sind
Viele denken: „Die haben doch klare Aufgaben, was soll man da vereinbaren?“
Doch Zielvereinbarungen sind nicht nur für KPIs, sondern für Entwicklung und Verantwortlichkeiten.
Beispiele für sinnvolle Ziele in der Logistik
- Besserer Umgang mit neuen Scannern
- Schulung zur Gefahrgut-Kennzeichnung
- Mentor-Rolle für neue Kolleg*innen
- Führerschein-Erweiterung oder Stapler-Zertifikat
- Kommunikationsverbesserung im Team („Hand-Over-Qualität“)
So werden Logistiker*innen zu Fachkräften mit klar sichtbarem Können, statt zu „helfenden Händen“.
Was HR hier leisten kann: Sichtbarkeit, Transparenz & Zukunft
Wenn Feedbackgespräche mitten im laufenden Betrieb stattfinden, müssen Ergebnisse zuverlässig festgehalten werden. Hier kann HR dafür sorgen, dass aus einzelnen Gesprächsmomenten echte Entwicklungsschritte werden.
HR-Aufgaben im Prozess der Feedback- und Entwicklungsgespräche:
- Standards für Feedback und Zielgespräche definieren
- Ergebnisse zentral dokumentieren
- Fortbildungsbedarfe sofort aufnehmen
- Daten nutzen, um eine Skill Library aufzubauen (Sie zeigt nicht nur, wer was kann, sondern auch, wen man intern weiterentwickeln und für neue Projekte einsetzen kann.)
- Teamleiter*innen gezielt schulen, damit Feedback einheitlich, fair und wertschätzend geführt wird
Gerade in der Logistik sind viele Teamleiter*innen aus dem operativen Geschäft gewachsen, oft aufgrund von Erfahrung, Tempo oder Verlässlichkeit. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass sie Feedbacktechniken, Gesprächsführung oder wertschätzende Kommunikation gelernt haben.
Das Feedback sollte nicht abhängig von Persönlichkeiten oder Launen sein, sondern einer gemeinsamen Unternehmens- und Feedbackkultur folgen. Einheitliche Standards sorgen dafür, dass jeder Mitarbeitende – ob Lagerkraft, Fahrer*in oder Planer*in – gleichwertig gesehen und gehört wird.
Feedback im Lager ist keine „Pause“
Strukturierte Gespräche helfen nicht nur, Probleme früh zu erkennen, sondern sie machen Kompetenzen sichtbar, fördern Talente und sichern langfristig Know-how im Unternehmen. Aus „helfenden Händen“ werden erkennbare Fachkräfte, die Verantwortung tragen und echte Entwicklungschancen haben.
Damit diese Entwicklung nicht zufällig passiert, braucht es Zusammenarbeit zwischen Teamleitungen und HR. Führungskräfte im operativen Bereich müssen befähigt werden, Feedback professionell zu führen und HR sorgt dafür, dass die Ergebnisse nicht im Alltag untergehen, sondern in klare Profile, Schulungen und Entwicklungswege einfließen.
In der Logistik zählt jede Minute. Doch wer nur „Zeit spart“, spart schnell an der falschen Stelle: an Menschen.
Wer seine Crew sieht, stärkt sie.
Wer sie stärkt, bindet sie.
Wer sie bindet, liefert verlässlich.