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Real Talk: Unsere even-Communities im Dialog
Wenn Logistiker*innen fragen und Trucker*innen antworten: Ein unverblümter Blick auf den Alltag auf der Straße
In a nutshell: In einer gemeinsamen Aktion haben die Logistiker*innen ihre Fragen gesammelt und unsere Trucker*innen haben geantwortet. Was dabei herauskam? Ein unverblümter Blick auf den Alltag auf der Straße – ehrlich, direkt, wichtig.
Logistik lebt vom Austausch: zwischen Lägern und Disposition, zwischen Fahrern*innen und Planern*innen, zwischen Entscheidern*innen und den Menschen, die täglich auf Achse sind. Deshalb haben wir bei even logistics einen direkten Draht geschaffen: Die „Logistik Entscheider DACH“-Community, vernetzt über WhatsApp, diskutiert regelmäßig aktuelle Herausforderungen, während unsere „even Trucker Community“ als Sprachrohr der Fahrer*innen authentische Einblicke liefert.
1. Wie sind eure Erfahrungen an Rampen, Lagerhallen und Zustellpunkten?
Hauke:
- „WC ist echt Lottospielen – von dreckig und mangelndem Papier bis zu gar nicht vorhanden.“
- „Getränke gibt es meist den Klix-Kaffeeautomaten, aber häufig nur in Zentrallagern.“
- „Im Winter steht man bei vielen Zentrallagern der Discounter draußen am Fenster zum Anmelden.“
- „Wenn ich den Endkunden anliefere, freut der sich meist mehr als ‚Egon‘, der am Zentrallager XY um die 250 LKW am Tag verwalten muss.“
Anna:
- „An vielen Rampen gibt es kaum saubere Toiletten, manche haben gar keine für Fahrer*innen.
- “Kaffee oder Wasser wird selten angeboten.”
- “Im Winter fehlt es oft an beheizten Aufenthaltsräumen, man bleibt meist im kalten LKW sitzen.“
2. Wie ist die Situation auf Raststätten und Autohöfen?
Hauke:
- „Sanitär auf Rastanlagen ist eher mangelhaft oder zu wenig. Duschen glänzen mit Schimmel und fehlenden Armaturen.“
- „Das Gefühl ist eher eines der Abfertigung. Es wird der allgemeine Mangel an Parkmöglichkeiten genutzt für hohe Gebühren und/oder wucherhafte Preise. Der Kaffeebecher um 5 €, nacktes Brötchen teilweise 2 €.“
- „Fehlen tut da die Menschlichkeit. Man ist Konsument, der möglichst viel Geld für wenig Leistung dalassen soll. Das kann auch die freundliche Silvia von Kasse 2 nicht ändern.“
Anna:
- „Ich gebe Hauke vollkommen recht, was die WCs und Raststätten angeht. Mal ist man willkommen und mal nicht.“
- „Viel zu teuer geworden. 90 % meiner Spesen gehen nicht für Essen, sondern fürs Duschen und WC drauf – was ich echt traurig finde.“
3. Wie lange müsst ihr an Abhol- oder Lieferstellen warten?
Kira:
- „Filialen beliefern läuft am einfachsten und schnellsten ab, da dort ja nicht viele warten müssen.“
- „Zentrallager sind eher eine Katastrophe. Die meisten halten sich nicht an gebuchte Zeitfenster. Auf Nachfrage wird man doof angemacht mit: ‚Wir haben zu wenig Personal‘ oder ‚Es dauert eben‘.“
- „Man bekommt keine zeitliche Info. Auf unsere Schichtzeiten wird keine Rücksicht genommen.“
Anna:
- „Die Wartezeiten liegen oft bei 2–4 Stunden. Besonders reibungslos läuft es, wenn digital gearbeitet wird z. B. Slotbuchung, klare Abläufe.“
4. Gibt es Orte, an denen ihr euch besonders gut behandelt fühlt?
Kira:
- „Uns reicht es teilweise schon, wenn man mal ein Hallo bekommt oder einen Kaffee angeboten bekommt. Die Kinder, die auf der Brücke stehen und winken, versüßen uns unseren Tag mehr als jeder andere.“
Anna:
- „Einige Kunden von mir sagen: ‚Komm, du kannst hier stehen bleiben.‘ Die haben dann auch manchmal eine Toilette und mit ganz viel Glück sogar eine Dusche.“
5. Welche Auswirkungen erwartet ihr durch die Fahrtenschreiberpflicht für 3,5t-Transporter ab 2026?
Kira:
- „Das nimmt vielen Sprinter-Fahrer*innen die bisherige Flexibilität. Mehr Papierkram, mehr Kontrollen. Für manche ein Grund, aus dem Job auszusteigen.“
- „Das könnte den Fahrer*innenmangel weiter verschärfen, weil viele die zusätzlichen Anforderungen scheuen.“
6. Was sind für euch die größten Herausforderungen – und was macht euch trotzdem Spaß?
Kira:
- „Was nervt? Ganz klar wie schon in den anderen Sachen beschrieben: die Einsicht und Rücksichtnahme bei anderen Verkehrsteilnehmer*innen.“
- „Spaß macht mir die Zusammenarbeit mit einigen Kunden in meiner Filialbelieferung und der gemeinsame Zusammenhalt unter Kollegen*innen. Der gemeinsame Feierabend und auch die Freiheit in dem Job, dass man viel sieht und mal an schönen Orten Feierabend machen kann.“
Anna:
- „Viele Fahrer*innen lieben die Freiheit unterwegs, das Alleinsein, den Blick auf die Straße.”
7. Welche digitalen Hilfsmittel nutzt ihr unterwegs?
Fabian:
- „Ich benutze oft Google Maps, um mir beim Kunden einen Überblick zu holen. Und Truckhell, um mit Leuten etc. in Kontakt zu bleiben.“
Anna:
- „Ich nutze unter anderem zwei verschiedene Apps zum Parkplatzfinden oder tausche mich mit anderen Kollegen*innen aus, die schon länger im Beruf sind als ich.“
- “In der Community nutzen viele Apps wie Truck Parking Europe, PTV Navigator, Google Maps, WhatsApp, Speditions-Apps oder Mautsysteme.
- “Digitale Begleiter helfen immens bei Navigation, Kommunikation, Parkplatzsuche und Zeitmanagement.”
8. Wenn ihr euch eine einzige Verbesserung für den Arbeitsalltag wünschen könntet – welche wäre das?
Fabian:
- „Mehr Rücksicht auf uns in der Planung. Deutschland leidet nun mal viel an Stau und oft wird keine Wartezeit mit eingeplant. So wird der Tag stressig, weil man gegen die Zeit fährt.“
Anna :
- „Mehr kostenlose, sichere Parkplätze mit sauberen Sanitäranlagen und Aufenthaltsmöglichkeiten – das wäre für viele die wichtigste Verbesserung.“
9. Was denken viele über euren Job, was aus eurer Sicht gar nicht stimmt?
Kira:
- „Lkw-Fahrer*innen sind dumm oder asozial. Das ist ein weit verbreitetes Vorurteil. Viele sehen den Wert des Menschen dahinter nicht.“
Fabian:
- „Du wirst oft als das Letzte abgestempelt oder dass wir alle doof sind und nichts können.“
10. Wie hat sich euer Job in den letzten Jahren verändert?
Kira:
- „Ich würde sagen, es verschlechtert sich immer weiter. Deswegen will auch keiner mehr diesen Job machen.“
- „Es mangelt an Respekt und Verständnis. Dass ein 40-Tonner nicht mal eben in der Stadt an seine Entladestelle kommt – das versteht keiner. Einfach kurz warten, dann kommen alle gesund an.“
Mehr zuhören. Mehr verstehen. Mehr miteinander.
Die Antworten unserer Trucker*innen zeigen deutlich, wie es auf den Straßen, an Rampen und auf Rastplätzen wirklich aussieht. Und sie zeigen: Veränderung beginnt beim Zuhören.
Die even Trucker Community gibt der Branche eine wichtige Stimme. Die Antworten sind nicht nur Kritik, sie sind auch Einladung zum Dialog – mit echten Perspektiven für Verbesserung.
Wer mitreden will, ob Fahrer*in, Disponent*in, Entscheider*in oder Logistikliebhaber*in, ist bei even logistics willkommen. Unsere WhatsApp-Communities sind offen für alle, die gemeinsam an der Zukunft der Logistik arbeiten wollen.