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Fachkräfte entwickeln – bis zu 100 % Förderung sichern
So profitieren DACHSER und WBS TRAINING vom Qualifizierungschancengesetz
In a nutshell: Fachkräftemangel, Transformation, Kostendruck. Doch wo andere über fehlendes Personal klagen, hat DACHSER gehandelt. Gemeinsam mit WBS TRAINING profitiert das Unternehmen das Qualifizierungschancengesetz, um gezielt Mitarbeiter*innen im Lagerbereich zu qualifizieren und Quereinsteigern*innen eine Zukunftsperspektive zu geben.
Der Clou: Der Bund fördert Weiterbildungskosten und Gehälter zu bis zu 100 Prozent.
Wie das Projekt entstanden ist und welche Tipps die beiden Projektverantwortlichen mitgeben liest du hier im Artikel.
Vom Fachkräftemangel zur Qualifizierungsoffensive
„Der Fachkräftemangel ist mittlerweile jedem ein Begriff“, sagt Carolin zum Felde, Consultant im Bereich Recruiting und Onboarding bei DACHSER. „Auch im gewerblichen Bereich wird es zunehmend schwerer, alle Stellen zu besetzen. Wir mussten einfach neue Wege gehen.“
Genau hier kam das Qualifizierungschancengesetz ins Spiel, ein Förderinstrument der Bundesagentur für Arbeit, das Unternehmen bei der Weiterbildung von Beschäftigten unterstützt.
DACHSER entschied sich, gemeinsam mit WBS TRAINING ein Projekt aufzusetzen, das gezielt Lagermitarbeiter*innen und Quereinsteiger*innen entwickelt.
„Unsere Idee war es, Menschen, die bisher keinen Lagerlogistik-Background haben, mit einer Teilqualifizierung fit für den Job zu machen“, erklärt Carolin. „Und gleichzeitig unseren bestehenden Kolleg*innen die Chance zu geben, sich weiterzubilden.“
Für WBS TRAINING war die Anfrage ihr Spezialgebiet, erzählt Sabine Dirnberger, die als Beraterin für das Qualifizierungschancengesetz arbeitet:
„Wir helfen Unternehmen, Förderungen zu nutzen, um Fachkräfte aufzubauen. Das Projekt von DACHSER hat sofort gezeigt, dass hier alle an einem Strang ziehen, von HR, über Führungskräfte bis hin zur Bundesagentur.“

Beraterin Qualifizierungschancengesetz bei WBS GRUPPE
Teilqualifizierung: Lernen in Etappen
Das Projekt basiert auf dem Konzept der Teilqualifizierung (TQ). Statt einer kompletten Ausbildung absolvieren die Teilnehmer*innen einzelne Lernmodule, die sich später zu einem IHK-Abschluss zusammensetzen lassen.
Sabine erklärt:
„Der klassische Ausbildungsberuf, etwa Fachlagerist oder Fachkraft für Lagerlogistik, wird in mehrere Module aufgeteilt. Nach jeder Teilqualifizierung steht eine IHK-Prüfung an. Wer alle Module erfolgreich abschließt, kann die externe Abschlussprüfung ablegen.“
Das Format ist besonders für Quereinsteiger*innen und langjährige Helfe*rinnen attraktiv. Carolin beschreibt es so:
„Einige unserer Mitarbeitenden arbeiten schon lange im Lager, haben aber nie eine formale Ausbildung gemacht. Für sie ist das ein sanfter Einstieg in die Theorie und gleichzeitig der erste Schritt auf dem Weg zum Berufsabschluss.“
Auch die Rahmenbedingungen sind passend für DACHSER gestaltet: Die Theoriephase findet online im virtuellen Klassenzimmer LearnSpace 3D statt, die Praxisphase direkt im Lager bei DACHSER. So kann das Gelernte sofort angewendet werden.
„Die Teilnehmer*innen lernen in der Theoriephase acht Stunden täglich online. Danach beginnt die Praxisphase. Es ist wie eine kleine, kompakte Ausbildung, aber flexibel und förderfähig“, erklärt Sabine
Digital lernen, real wachsen
2024 startete die erste Klasse: neun Teilnehmer*innen, verteilt über verschiedene Standorte in Deutschland mit einer 100-Prozent-Bestehensquote bei der IHK-Prüfung.
„Das war für uns der Beweis, dass das Konzept funktioniert“, sagt Carolin. „Vier von ihnen haben sich direkt für die nächste TQ angemeldet.“
Der Mix aus digitalem Unterricht und Praxis vor Ort kam gut an.
„Wir konnten erstmals eine bundesweite Lerngruppe bilden. Jede Niederlassung konnte ein bis zwei Personen anmelden. Das war vorher so gar nicht möglich“, betont Carolin.
Sabine ergänzt: „Unser virtuelles Klassenzimmer verbindet Lernende aus Hamburg, München oder Dresden in einem Raum. Diese Lernkultur ist für viele neu – aber sie begeistert. Und sie funktioniert.“
Bürokratie trifft Begeisterung
Natürlich war der Weg nicht ohne Hürden. „Bürokratie trifft es ganz gut“, lacht Carolin.
„Vor dem Start mussten wir für alle Teilnehmer*innen Bildungsgutscheine beantragen und das bei den lokalen Agenturen für Arbeit. Leider läuft das in jedem Bundesland etwas anders. Das hat uns teilweise sehr beschäftigt.“
Sabine nickt: „Wir haben unzählige Abstimmungen geführt, mit der Bundesagentur, mit DACHSER, mit regionalen Verbänden. Aber es hat sich gelohnt.“
Für beide Seiten war entscheidend, dass alle frühzeitig in die Kommunikation eingebunden wurden. „Das Zusammenspiel von Bildungsträger, Bundesagentur und Unternehmen war der Schlüssel zum Erfolg“, so Sabine.
Weiterbildung als Teil der Unternehmenskultur
Bei DACHSER ist Weiterbildung kein Randthema.
„Wir verstehen Qualifizierung als Teil unserer Kultur“, betont Carolin. „Logistics is People Business – das ist nicht nur ein Slogan, sondern ein Leitmotiv.“
Die Teilqualifizierung wird deshalb bewusst nicht als reines Recruiting-Tool gesehen, sondern als langfristige Entwicklungschance.
„Wir gehen mit jedem Einzelnen ins Gespräch. Manche wollen einfach sicherer in ihrem Job werden, andere streben mittelfristig eine Führungsrolle an. Wir schaffen den Rahmen dafür“, erklärt Carolin.
Und auch für Quereinsteiger*innen ist das Projekt ein Türöffner:
„Wer zu uns kommt, unterschreibt erst einen Arbeitsvertrag, lernt das Team kennen, arbeitet mit und kann dann in die Qualifizierung gehen. So wächst man Schritt für Schritt rein.“

Consultant Recruiting and Onboarding Logistics Operatives bei DACHSER
Motivation statt Fluktuation
Der Erfolg zeigt sich nicht nur in den Prüfungszahlen.
„Wir sehen, dass sich die Bindung an das Unternehmen stärkt“, berichtet Carolin.
Auch WBS TRAINING zieht eine positive Bilanz. „Wir haben es geschafft, die IHK bundesweit mit ins Boot zu holen und die Prüfungen standortübergreifend zu organisieren“, erklärt Sabine stolz.
„Das war ein Kraftakt – aber genau dadurch konnten wir bundesweite Standards setzen.“
Für Carolin ist klar: „Diese Projekte sind ein voller Erfolg. Sie machen uns als Arbeitgeber attraktiver und helfen uns, Talente zu halten.“
5 Tipps für Unternehmen, die das auch wollen
Wenn Du als HR- oder Personalentwicklungsmanager*in jetzt denkst: „Das klingt spannend, das will ich auch“ – hier kommen die wichtigsten Learnings aus dem Projekt:
1. Früh anfangen
Plane mindestens ein halbes Jahr Vorlaufzeit ein.
Sabine: „Wir haben das Projekt sehr sportlich umgesetzt. Jedoch sind sechs Monate eher realistisch, vor allem, um Förderanträge rechtzeitig einzureichen.“
2. Alle an einen Tisch holen
Carolin: „Das Zusammenspiel von Personalabteilung, Bildungsträger und Arbeitsagentur war entscheidend. Wer früh kommuniziert, vermeidet Koordinationsschwierigkeiten.“
3. Setze auf erfahrene Partner
WBS TRAINING kennt die Tücken des Förderprozesses.
Sabine: „Wir begleiten unsere Kund*innen bei der Antragstellung, erklären Förderquoten und helfen bei der Auswahl der passenden Module.“
4. Auch kleine Schritte lohnen sich
Das Modell funktioniert für Konzerne genauso wie für Mittelständler.
„Wir haben sogar Anfragen von kleinen Betrieben, die nur eine Person qualifizieren wollen“, erzählt Sabine.
Über sogenannte Qualifizierungsverbünde können sich mehrere Unternehmen zusammenschließen und gemeinsam eine Maßnahme starten.
5. Verankere Weiterbildung strategisch
Carolin betont: „Am Anfang sahen wir die TQ als Recruiting-Maßnahme. Heute ist sie Bestandteil unserer Personalentwicklung. Weiterbildung stärkt Identifikation und das ist Gold wert.“
Was sich verbessern muss
Trotz aller Erfolge sehen beide Gesprächspartnerinnen Nachholbedarf in der Verwaltung.
„Die Prozesse der Förderung sind noch zu komplex“, sagt Carolin. „Gerade, wenn mehrere Standorte beteiligt sind, braucht es mehr Einheitlichkeit zwischen den Bundesländern.“
Sabine stimmt zu: „Wir wünschen uns vereinfachte digitale Antragsprozesse. Das würde es vielen Unternehmen leichter machen, Förderungen überhaupt zu nutzen.“
Trotzdem sind sich beide einig: Der Nutzen überwiegt. „Der Aufwand lohnt sich, weil die Wirkung langfristig ist. Man entwickelt Fachkräfte aus den eigenen Reihen. Das ist nachhaltiger als jede Stellenanzeige“, so Sabine.
Blick in die Zukunft
Nach dem erfolgreichen Start arbeitet DACHSER bereits an der nächsten Stufe.
„Wir können uns vorstellen, das Konzept auch auf andere Berufsbilder ausweiten, etwa Berufskraftfahrer*innen oder kaufmännische Mitarbeiter*innen“, verrät Carolin.
Auch WBS TRAINING baut sein Portfolio weiter aus: „Neben Logistik und Lager bieten wir Teilqualifizierungen in IT, KI und Büromanagement an. So schaffen wir Fachkräfte für die Transformation“, erklärt Sabine.
Beide blicken optimistisch nach vorn. „Das Projekt zeigt, was möglich ist, wenn Wirtschaft, Bildung und Staat gemeinsam handeln. Es ist ein Beispiel für gelebte Verantwortung.“
Fazit
Das DACHSER-WBS-Projekt beweist, dass das Qualifizierungschancengesetz mehr ist als nur Bürokratie. Es ist ein Werkzeug, mit dem Unternehmen aktiv dem Fachkräftemangel begegnen können und das mit voller Förderung.
Für Carolin ist das Projekt ein echtes Herzensanliegen:
„Ich finde es stark, dass DACHSER so viel Wert auf die Menschen legt. Es ist schön zu sehen, dass jede*r hier die Möglichkeit hat, sich weiterzuentwickeln.“
Und Sabine fasst es pragmatisch zusammen:
„Teilqualifizierung ist ein hervorragendes Instrument, um aus ungelernten Mitarbeiter*innen echte Fachkräfte zu machen. Ich wünsche mir, dass noch mehr Unternehmen diesen Schritt wagen.“
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