- Interview
Recruiting adé: KI-Assistentin übernimmt?
Im Gespräch mit Jasmina Jansen, Geschäftsführerin der LOGISTIC PEOPLE und darüber, warum Bauchgefühl (noch) nicht programmierbar ist.

In a nutshell: Künstliche Intelligenz revolutioniert die Personalvermittlung – aber kann sie den Menschen wirklich ersetzen? Jasmina Jansen, Geschäftsführerin der LOGISTIC PEOPLE (Deutschland) GmbH, erzählt, wie ihr Team mit der KI-Assistentin „Sarah“ Prozesse automatisiert und trotzdem den menschlichen Faktor nicht aus den Augen verliert. Ein spannender Blick hinter die Kulissen einer modernen Recruiting-Welt, in der Bauchgefühl (noch) unersetzlich ist.
Wenn Algorithmen Personal vermitteln
Wenn man Jasmina zuhört, könnte man fast meinen, die Personalvermittlung sei längst automatisiert. Schließlich leitet sie als Geschäftsführerin die Logistics People GmbH – ein auf die Vermittlung von Fach- und Führungskräften in der Logistik spezialisiertes Unternehmen, das sich intensiv mit dem Einsatz von KI im Recruiting beschäftigt. Und doch wird schnell klar: So weit ist es (noch) nicht – und das ist auch gut so.
Denn obwohl KI in vielen Bereichen Einzug gehalten hat, bleibt ein Faktor entscheidend: der Mensch. „Wir haben bei uns im Team eine eigene KI-Assistentin gebaut. Sie heißt Sarah“, erzählt Jasmina. „Sarah ist richtig fleißig – sie ruft in regelmäßigen Abständen Hunderte Kandidaten*innen aus unserem Pool an, fragt freundlich nach, ob sich etwas an ihrer beruflichen Situation geändert hat und aktualisiert die Informationen.“ So fließen neue Daten direkt in das System zurück, was das Matching in Zukunft verbessert.
Klingt nach Science-Fiction? Ist längst Realität. Sarah stellt sich transparent als KI-Assistentin vor – und die Gespräche verlaufen erstaunlich menschlich. „Die Leute reden ganz normal mit ihr, fragen sie sogar, wie es ihr geht oder wie das Wetter ist“, sagt Jasmina und lacht. Der KI-Agent nimmt dem Team dabei viel Arbeit ab, etwa bei der Rückmeldung an Kandidaten*innen, die länger nichts gehört haben: „Wir wollten verhindern, dass jemand denkt, er sei bei uns in Vergessenheit geraten.“
Matching auf Knopfdruck – aber bitte mit Gefühl
Die Technik hinter Sarah ist ausgeklügelt. Sie gleicht eingehende Bewerbungen mit Erfahrungswerten ab, bewertet, wie gut jemand am Markt vermittelbar ist, und schlägt passende Vakanzen vor. Auch ein KI-basiertes Matching-Tool ist im Einsatz. Es berücksichtigt sowohl die fachliche Qualifikation als auch – so gut es geht – weiche Faktoren. Aber hier kommt die Grenze: „Es gibt Dinge, die kann Sarah einfach (noch) nicht erkennen. Zum Beispiel, ob jemand wirklich ins Team passt“, betont Jasmina.
Und genau hier bleibt das Bauchgefühl unersetzlich. Der sogenannte „Cultural Fit“ – ob jemand zur Unternehmenskultur und zum Team passt – ist der häufigste Absagegrund in der Praxis. „Das ist für uns immer der schlechteste Grund“, so Jasmina. „Weil er nicht greifbar ist. Was heißt denn eigentlich: ‚Passt nicht ins Team‘? Und was braucht das Team überhaupt?“ Für eine KI ist das schwer bis unmöglich zu erfassen – wenn diese Informationen nicht strukturiert vorliegen.
Das bedeutet im Klartext: Ohne kontinuierliche Rückmeldung, strukturierte Beobachtungen und menschliche Erfahrungswerte kann KI keine fundierte Einschätzung zum Team-Fit treffen. „Wir bräuchten enorm viele Daten, die sehr sensibel sind – wie jemand im Team wahrgenommen wird, wie die Stimmung ist. Das kann oder will nicht jeder preisgeben.“ Die Folge: Eine Entscheidung allein auf Basis von Algorithmen wäre riskant – gerade in der Logistik, wo Teamarbeit zentral ist.
KI ist schon da – nur nicht allein
Dabei ist sie keineswegs technikskeptisch. Im Gegenteil: „KI ist ein riesiger Gewinn für die Branche. Aber sie muss mit Daten gefüttert werden – und mit Sinn. Dann kann sie auch lernen.“ Das Ziel sei nicht, den Menschen zu ersetzen, sondern ihn von administrativer Arbeit zu befreien. „Ich will, dass unsere Personalberater mit Kandidaten*innen telefonieren – nicht Excel-Tabellen pflegen oder Vorstellungsgespräche koordinieren. Dafür haben wir Sarah.“
Diese klare Rollenverteilung sieht Jasmina als Erfolgsrezept: „Die KI übernimmt das Administrative, die Menschen kümmern sich um das Menschliche.“ Denn ob jemand langfristig glücklich im Job wird, hängt oft von subtilen Faktoren ab – der Ton im Team, das Gefühl von Vertrauen oder der Blickkontakt im Vorstellungsgespräch. All das kann (noch) keine Maschine simulieren.
Recruiting adé? Noch nicht ganz. Aber eines steht fest: Wer wie Jasminas Team KI sinnvoll einsetzt, holt sich einen echten Wettbewerbsvorteil ins Unternehmen – ohne dabei das Wichtigste zu verlieren: den Menschen im Mittelpunkt.
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