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Kurios, knapp und komplett verrückt: Drei Logistikstories von Daniel Lövenich
Gummibärchen für Monaco, Zigaretten im Umschlaglager und eine Halle ohne Regale.

In a nutshell: Daniel Lövenich ist Head of Logistics bei NITRAS safety products. Wir haben ihn gefragt, welche drei Tage aus seiner Laufbahn ihm bis heute nicht aus dem Kopf gehen. Hier erzählt er sie aus seiner Sicht:
Gummibärchen nach Monaco
Ein Tag, fast schon Wochenende. Unser Kunde, eine Marketingagentur, ruft ungewöhnlich kurzfristig an: Eine Kurierfahrt soll noch heute organisiert werden.
Zunächst unklar: Welches Fahrzeug wird benötigt? LKW, Sprinter oder doch ein PKW? Und wohin? Der Kunde wusste es noch nicht – der Auftrag komme „gleich ins System“.
Kurz darauf war er da:
2 Kartons Gummibärchen, 1 Karton Luftballons mit Branding eines Reifenherstellers
Zieladresse: Monaco
Wir staunten nicht schlecht. Das war alles andere als eine Standardlieferung.
Schnell den Preis beim Kurierdienst angefragt. Der Fahrer blieb gelassen:
„Ist halt Monaco, die Strecke kenn ich.“
Der Kunde war einverstanden - Go!
Wenige Minuten später meldete sich der Fahrer zurück:
„Ist euch eigentlich bewusst, dass dieses Wochenende das Formel-1-Rennen in Monaco stattfindet? Wie soll ich da reinkommen?“
Doch es klappte, die Lieferung war pünktlich vor Ort, mitten im Fahrerlager.
Schmugglergefühle in Köln
Ein Kunde aus der Tabakbranche beauftragte uns mit einer Versandaktion: Zigarettenstangen und Werbemittel sollten per Express an den Außendienst. Der Zeitdruck war hoch, das Volumen: zwei volle LKW.
Wir verpackten den ganzen Tag und übergaben alles fristgerecht. Beim Zählen der Restbestände – zu zweit mit dem Bereichsleiter – dann der Schock: Es fehlte massenhaft Ware.
Schnell war klar: Ein Kollege hatte statt einzelner Stangen ganze Kartons verschickt.
Wir riefen den Expressdienst an. Die Ware war noch im Umschlaglager in Köln, also fuhren wir sofort los. Vor Ort öffneten wir Pakete, kontrollierten, packten neu. Erst war alles korrekt. Dann endlich: die ersten Fehler. Die Zeit drängte, der Weitertransport in die Zustellregionen stand kurz bevor.
Kurz vor Mitternacht: alles gefunden, alles neu gepackt. Die Mitarbeiter im Kölner Umschlaglager hielten uns längst für verrückt, aber wir feierten jeden gefundenen Fehler mit einem High Five und gaben einfach nur Vollgas.
Nach Mitternacht. Mit Privatautos, voll bis unters Dach mit Zigarettenstangen, fuhren wir zur nächsten Dönerbude. Auf dem Weg durch Köln fühlten wir uns wie Schmuggler, beim Essen ließen wir die Autos keine Sekunde aus den Augen.
Einer der intensivsten Tage, die ich je erlebt habe. Und der Kollege von damals ist heute einer meiner besten Freunde.
Die Halle, die nicht uns gehörte
Wir betrieben ein Logistiklager mit 10.000 m² Fläche – Teil eines modular geplanten Objekts mit vier Einheiten. Unser Abschnitt stand jahrelang allein, bis der Vermieter beschloss, die restlichen 3 Einheiten zu bauen.
Natürlich fragte man uns zuerst, ob wir erweitern wollten. Unsere Antwort: Nein.
Während die Bauarbeiten liefen, begannen unsere Vertriebskollegen, Interessenten gegenüber sehr selbstbewusst aufzutreten:
„Ja klar, das gehört alles zu uns. Ist reserviert.“
Die Präsentationen waren stark, die Kunden begeistert.
Immer wieder fragte der Vermieter nach. Immer wieder lehnten wir ab.
Die Hallen wurden fertig. Wir hatten sie nie gemietet, präsentierten sie aber weiterhin, als wären sie unsere. Und plötzlich: zwei Großkunden gewonnen.
Jetzt wurde es ernst. Wir wollten mieten, am besten gleich zwei Einheiten. Doch die Deals waren noch nicht unterschrieben. Wir baten den Vermieter um Geduld. Dann war es zu spät.
Die Rückmeldung: Nur noch eine Einheit sei verfügbar und die sei im Grunde auch schon vergeben.
Wir hatten die Kunden, aber keine Halle.
Nach Wochen des Bangens kam schließlich doch noch die Freigabe: eine Einheit, nicht mehr, aber immerhin.
Damit begann das nächste Problem: Ohne Mietvertrag hatten wir keine Regale bestellen können, die neuen Kunden musste aber aus dem alten Lager raus.
Also arbeiteten wir monatelang nach dem Prinzip: „Regale sind für Anfänger.“ Die Ware wurde quer über 6.000 m² verteilt, hauptsache drin.
Als der Regalbauer nach ein paar Monaten die Halle betrat, blieb ihm kurz die Spucke weg: „Meint ihr das ernst?“ 😂
Wir begannen, Stück für Stück Platz zu schaffen, ließen erste Regale aufbauen, lagerten Ware ein, schufen so wieder Raum und machten weiter.
Ein echtes Abenteuer. Und bis heute wissen nur wenige, was da wirklich passiert ist.
Drei Geschichten, die zeigen:
In der Logistik zählt nicht nur Planung, sondern vor allem Haltung. Und manchmal eben auch Gummibärchen, Döner und eine gewisse Portion Nervenstärke. Danke an Daniel für diesen ehrlichen Einblick.
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