• Intralogistik
  • Aus der Praxis
  • Interview
  • Software

„Diese Entscheidung begleitet uns bis heute“ - im Interview mit Tom Standke

Johanna Peter

Über die langfristigen Folgen einer WMS-Auswahl – und warum Flexibilität der Schlüssel ist.

Tom

In a nutshell: Vor rund 13 Jahren wurde bei WAS Germany das aktuelle Warehouse Management System (WMS) eingeführt – eingebettet in eine Komplettlösung aus einer Hand. Heute zeigt sich, wie sehr solche Entscheidungen den Lageralltag langfristig prägen können. Tom Standke, Head of Logistics, spricht darüber, welche Herausforderungen das System heute verursacht, warum ein Wechsel bisher nicht umgesetzt wurde und welche Learnings er anderen Unternehmen mit auf den Weg geben würde. 

„Damals stand vor allem die Komplettlösung im Fokus“ 

Die Entscheidung für das WMS fiel damals im Rahmen eines Gesamtprojekts. „Es ging nicht nur um das System an sich, sondern um ein Gesamtpaket. Ein Anbieter, der alles abdecken konnte: vom Regalsystem übers WMS bis hin zu Fahrzeugen, Technik und Packplätzen“, erklärt Tom Standke. 

Welche Kriterien damals im Detail ausschlaggebend waren, kann er selbst nur aus heutiger Perspektive beurteilen. Klar ist aber: Die Wahl von damals wirkt bis heute nach. Denn mit der Zeit zeigen sich die Grenzen des Systems immer deutlicher. „Wenn wir Prozesse verändern oder neue Anforderungen haben, stoßen wir schnell an Grenzen“, erzählt Tom. Die Folge sind umständliche Workarounds und zusätzliche Tools, die Zeit kosten und das Team belasten. 

„Manche Prozesse laufen noch über Papierlisten – weil das System nicht mitkommt“ 

Besonders deutlich zeigen sich die Schwächen des aktuellen WMS bei der Kommissionierung. Während die Artikelvielfalt in den letzten Jahren stark gestiegen ist und die Anforderungen im Lager zunehmen, bleibt das System starr. „Neue Strategien oder Anpassungen können wir nicht einfach selbst einpflegen – das läuft meist nur über den Anbieter“, erklärt Tom. 

Ein prägnantes Beispiel für die Herausforderungen in unseren Prozessen ist die Einführung der Batch-Kommissionierung: „Es hat fast ein Jahr gedauert, bis wir das wirklich sauber im System abbilden konnten“, erzählt Tom. Neue Abläufe lassen sich nicht immer kurzfristig umsetzen – oft sind umfangreiche Abstimmungen, Anpassungen und Tests nötig. 

Das führt dazu, dass manche Lösungen nicht so modern sind, wie wir es uns wünschen würden. „In einigen Fällen greifen wir noch auf Papierlisten zurück, weil es in bestimmten Situationen die schnellste Möglichkeit ist, flexibel zu reagieren“, erklärt Tom. Auch wenn effizientere Alternativen existieren, ist es manchmal der pragmatischste Weg. 

Und die Batch-Kommissionierung ist nicht das einzige Beispiel: Auch in anderen Bereichen stößt das WMS an seine Grenzen. „Oft müssen wir mit Workarounds arbeiten, um selbst einfache Abläufe umzusetzen“, so Tom. „Das kostet zwar Zeit, zeigt aber auch, dass wir selbst bei Herausforderungen engagiert daran arbeiten, unseren dynamischen Lagerbetrieb kontinuierlich zu verbessern.“  

„So ein Wechsel ist ein riesiges Projekt – das macht man nicht nebenbei“ 

Trotz aller Herausforderungen mit dem aktuellen WMS blieb es bislang beim Gedanken an einen Wechsel. Für Tom Standke ist das wenig überraschend. Denn ein neues System einzuführen bedeutet nicht nur eine technische Umstellung, sondern vor allem eins: den laufenden Betrieb absichern. 

„Wir können unser Lager nicht einfach schließen, um mal eben ein neues WMS einzuführen“, erklärt er. Stattdessen müsste parallel gearbeitet werden – mit altem und neuem System, begleitet von Schulungen für das gesamte Team. Ein komplexes Unterfangen, das Zeit, Planung und vor allem hohe Investitionen erfordert. 

Doch neben den praktischen und finanziellen Hürden spielt auch die Unsicherheit eine Rolle. „Alle kennen das aktuelle System. Es läuft zwar nicht optimal, aber man weiß, wie man damit umgehen muss“, sagt Tom. Die Angst, dass ein neues System nicht die erhoffte Verbesserung bringt, hält viele Unternehmen davon ab, den nächsten Schritt zu wagen. 

„Das perfekte WMS? Flexibel, intuitiv und zukunftssicher“ 

Wenn Tom heute noch einmal die Wahl hätte, wüsste er genau, was sein ideales WMS können müsste. Ganz oben auf der Wunschliste steht Flexibilität: „Unsere Anforderungen verändern sich ständig. Da muss das System mitwachsen – ohne jedes Mal riesige Anpassungen oder Projekte daraus zu machen.“ 

Mindestens genauso wichtig: eine einfache, intuitive Bedienung. Denn gerade in der Logistik ist der Schulungsaufwand ein großer Kostenfaktor. Je schneller neue Mitarbeitende mit dem System arbeiten können, desto besser für den Betrieb. 

Aus seiner Erfahrung gibt Tom auch klare Tipps an andere Unternehmen weiter: „Nehmt euch wirklich Zeit für die Auswahl und denkt nicht nur an den aktuellen Bedarf, sondern auch an die nächsten Jahre.“ Besonders entscheidend findet er dabei den Austausch mit anderen Unternehmen: „Wenn wir damals mehr echte Erfahrungsberichte gehabt hätten, wären uns heute sicher einige Probleme erspart geblieben.“ 

„So eine Entscheidung begleitet dich über Jahrzehnte“ 

Für Tom liegt die größte Erkenntnis aus den letzten 13 Jahren auf der Hand: Wer sich für ein WMS entscheidet, trifft damit eine Entscheidung für ein ganzes Jahrzehnt – oder länger. „Wenn man da nicht sauber arbeitet und sich genug Gedanken macht, trägt man die Konsequenzen jahrelang mit“, sagt er. 

Gerade deshalb fehlt ihm oft der Raum für einen offenen, ehrlichen Austausch unter Unternehmen. „Wir alle stehen vor ähnlichen Herausforderungen, aber oft kocht jeder sein eigenes Süppchen. Dabei wären echte Erfahrungsberichte und Praxiseinblicke unglaublich wertvoll“, so Tom. 

Hier können Plattformen helfen, die Einblicke aus der Praxis bündeln und transparent machen – als Orientierung für Unternehmen, die ähnliche Entscheidungen treffen müssen. 

Und auch wenn bei WAS Germany aktuell kein Systemwechsel ansteht, bleibt der Gedanke an eine bessere Lösung präsent: „Wir versuchen, das Beste aus dem aktuellen System herauszuholen. Aber der Wunsch nach mehr Flexibilität bleibt.“ 

 

Auf der Suche nach einer passenden Lösung für deine Logistik? Hier geht's zur Vergleichsplattform, die dir die Suche erleichtert. 

Autor*in

Johanna Peter

Johanna Peter ist Content Marketing Managerin bei even logistics. Mit einem Hintergrund in Journalismus und Kommunikation beschäftigt sie sich mit den Themen und Perspektiven, die den Logistikalltag prägen. Bei even führt sie Interviews mit Menschen aus der Praxis und bereitet ihre Einblicke für den Blog auf. Seit 2025 ist sie Teil des Teams und bringt einen unvoreingenommenen Blick auf die Branche mit – besonders auf die Fragen, die sich rund um Entscheidungen, neue Technologien und Veränderungen stellen. Im Mittelpunkt steht für sie der Austausch: verstehen, einordnen, weitersagen. Abseits von even liebt sie gute Geschichten – egal ob in Büchern, Podcasts oder unterwegs beim Reisen.



250928 even blog beitragsbild report
Intralogistik Software zum Downloaden

even Report #1: Alles über WMS, WCS & WES

Know-How & Know-Why für Logistikverantwortliche zum Thema WxS: Jetzt kostenlos downloaden!

Xvise THOMAS 250630 014 A Lamprecht
People&Culture Automatisierung

Automatisierungsprojekte – but make it work

Warum Menschen den entscheidenden Unterschied machen. Ein Interview mit Thomas Bale von Xvise.

Blogpost 06 02 LCA Ecodesign Innovation Graphic 1

Nachhaltigkeit und Logistik – LCA + Eco-Design = Innovation

Blogpost 2 von 2: Nur LCAs machen, um PCFs zu liefern, ist wie ein Thermometer zu lesen, ohne die Heizung einzustellen.

251008 even teaser webinar coglas 2
🔴 Anstehend Webinar WMS

Weniger Tools, weniger Fehler, mehr Output: So vereinfachst du Pick, Pack & Ship in deiner Supply Chain

📅 4. November 2025, 11-11:30 Uhr: Live-Event mit COGLAS

241209 even blog beitragsbild 4 4
People&Culture

Nachwuchskräfte gewinnen – zentrale Steuerung oder lokale Verantwortung?

Über die Chancen und Grenzen lokaler Verantwortung im Azubimarketing.

250922 even teaser webinare
▶️ On-demand Webinar Yard Management

Wie Würth Industrie Service durch intelligentes Yard Management die Effizienz und Sicherheit seiner Werkslogistik erhöht hat

📅 16. Oktober 2025, 11 - 11:30 Uhr: Live-Webevent mit myleo / dsc und Würth Industrie Service

Blogpost 06 01 LCA Ecodesign Innovation Graphic 126
Nachhaltigkeit Wissen

Nachhaltigkeit und Logistik – LCA + Eco-Design = Innovation

Blogpost 1 von 2: LCA, PCR und EPD. PCF, ISO und GWP. LiDS, CCF und DPP. Circular und Ecodesign ojemine!

241127 even blog beitragsbild 5 3
People&Culture Wissen

Intern(al)ship – wie Abteilungen Silos aufbrechen können

Internes Praktikum für eigene Mitarbeiter*innen.

241118 even blog beitragsbild 1 4
Hardware Automatisierung Wissen

Robotic Piece Picking: Komponenten, Technologien und der Unterschied zwischen Cobots und Industrierobotern

Robotic Piece Picking schließt die letzte Lücke in der Logistikautomatisierung und zeigt, welche Technologien den Unterschied machen.

241209 even blog beitragsbild 10 2
Intralogistik

Die Kommissionierung – ein Kernprozess in der Logistik

Grundlagen, Herausforderungen und verschiedene Methoden des Kommissionierprozesses.

Blogteaser lkw
People&Culture Interview Transport

Real Talk: Unsere even-Communities im Dialog

Wenn Logistiker*innen fragen und Trucker*innen antworten: Ein unverblümter Blick auf den Alltag auf der Straße

Bild
Intralogistik Interview Automatisierung

Robotics Piece Picking: Vom Hype zur Realität – und wie die nächste Evolutionsstufe aussehen könnte

Robotics-Experte Leif Jentoft darüber, warum Piece-Picking-Roboter zuverlässig greifen, aber noch nicht massenhaft eingesetzt werden.