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Sprachenvielfalt in der Logistik: Ein Weg aus dem Fachkräftemangel?

Lisa-Marie Karusseit

Wie Multilingualität Diversität fördert und neue Talente anzieht.

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In a nutshell: Die Einführung mehrerer Unternehmenssprachen in der Lagerlogistik kann Fachkräftemangel entgegenwirken und internationale Talente anziehen. Mehrsprachigkeit stärkt die Diversität und verbessert die Integration, bringt aber auch Herausforderungen mit sich.  

Obwohl viele Logistikunternehmen bereits erkannt haben, dass die Integration von Fremdsprachen und die Einstellung von Arbeitskräften ohne Deutschkenntnisse essenziell für die Gewinnung neuer Mitarbeiter*innen ist, setzen einige Organisationen weiterhin auf ein hohes Deutschniveau als Voraussetzung. Entweder ist der Schmerz der Rekruitingabteilung noch nicht stark genug oder der Widerstand im Team zu groß, um die Erwartungen an Kandidaten*innen zu senken und die Prozesse im Unternehmen an den Bewerber*innenmarkt anzupassen.  

Jedoch ist die Einführung mehrerer Unternehmenssprachen in der Lagerlogistik ein strategischer Schritt, um den Arbeiter*innenmangel zu bekämpfen und eine diversere Belegschaft zu gewinnen. Zugegebenermaßen bringt diese Maßnahme sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich, die Unternehmen sorgfältig abwägen müssen.  

Chancen durch Mehrsprachigkeit in der Logistik 

Eine der größten Stärken der Einführung weiterer Unternehmenssprachen ist die Möglichkeit, die Rekrutierungsbasis zu erweitern. Durch die Integration mehrerer Sprachen wird das Unternehmen für internationale Fachkräfte und Migranten*innen attraktiver. Dies kann nicht nur den Arbeiter*innenmangel mildern, sondern auch die Vielfalt in den Teams stärken. Eine diversere Belegschaft kann Innovationen fördern und ein Umfeld schaffen, in dem verschiedene Perspektiven zu besseren Problemlösungen führen. 

Darüber hinaus kann Mehrsprachigkeit die Produktivität steigern. Mitarbeiter*innen, die in ihrer Muttersprache arbeiten können, sind oft effizienter und machen weniger Fehler – ein entscheidender Vorteil in der Logistik, wo klare Kommunikation und Präzision unerlässlich sind.  

Die Einführung mehrerer Unternehmenssprachen in der Logistik geht über die reine Kommunikation hinaus – sie stärkt das Zugehörigkeitsgefühl der Belegschaft. Die Mitarbeiter*innen, die in ihrer Muttersprache oder einer vertrauten Sprache kommunizieren können, fühlen sich stärker eingebunden und finden schneller Anschluss. Diese emotionale Verbindung zum Unternehmen steigert nicht nur die Zufriedenheit, sondern auch die Motivation und langfristige Bindung an den Arbeitgeber. 

Sprachbarrieren und organisatorischer Aufwand: Herausforderungen der Mehrsprachigkeit 

Trotz der Vorteile birgt die Einführung mehrerer Unternehmenssprachen erhebliche Risiken. Eines der größten Probleme ist die Gefahr von Kommunikationsbarrieren. Wenn Mitarbeiter*innen in verschiedenen Sprachen arbeiten, könnten Missverständnisse entstehen – insbesondere bei zeitkritischen oder sicherheitsrelevanten Informationen. Dies könnte die Effizienz beeinträchtigen oder im schlimmsten Fall die Sicherheit gefährden. 

Ein weiterer Nachteil ist der erhöhte organisatorische Aufwand. Dokumentationen, Meetings und Schulungen müssen in mehreren Sprachen verfügbar sein, was Zeit und Ressourcen kostet. Die Standardisierung von Arbeitsanweisungen und Qualitätsstandards wird ebenfalls komplexer.  

Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Umsetzung 

Damit Mehrsprachigkeit in der Logistik funktioniert, braucht es eine klare Strategie. Als ersten Schritt kann eine einheitliche Arbeitssprache, wie beispielsweise Englisch, als neutrale Basis dienen, ergänzt durch Übersetzungen wichtiger Dokumente in die häufigsten Sprachen der Belegschaft. Sprachtrainings könnten dazu beitragen, dass Mitarbeiter*innen ihre Kenntnisse in der Standardsprache und weiteren relevanten. Sprachen verbessern. 

Technologische Unterstützung durch digitale Tools wie Übersetzungssoftware oder mehrsprachige Kommunikationsplattformen können helfen, Sprachbarrieren zu reduzieren. Welche Tools zur digitalen, internen Kommunikation genutzt werden können, wird in diesem Beitrag näher erläutert. Zusätzlich sollten Unternehmen in interkulturelle Workshops und Diversitätsprogramme investieren, um den Zusammenhalt zwischen verschiedenen Kulturen und Sprachen zu stärken. 

Durch gezielte Maßnahmen wie die Einteilung von Teamleiter*innen, die mehrere Sprachen sprechen, können sprachliche Brücken gebaut werden. Dies ermöglicht eine klarere Kommunikation zwischen den Mitarbeiter*innen und sorgt dafür, dass die jeweiligen Teams besser zusammenarbeiten. Parallel dazu können die Sprachkenntnisse innerhalb eines Teams vereinheitlicht werden, indem gezielt Sprachtrainings angeboten werden.  

Achtung! Bei der Organisation der Mitarbeiter*innen in sprachlich homogene Gruppen besteht die Gefahr der Spaltung der Belegschaft und das Gemeinschaftsgefühl kann leiden. Auch wenn sich die Personen im jeweiligen Team gut verstehen, kann es zwischen den Teams zu Konflikten und Silo-Denken kommen.  

Fazit 

Die Einführung mehrerer Unternehmenssprachen bietet große Chancen, den Fachkräftemangel zu bekämpfen und die Attraktivität eines Unternehmens zu steigern. Gleichzeitig sind die Herausforderungen – insbesondere in den Bereichen Kommunikation und Teamdynamik – nicht zu unterschätzen. Eine gut durchdachte Planung, regelmäßige Evaluierung und gezielte Investitionen in Technologien und Schulungen sind essenziell, um die Vorteile zu maximieren und Risiken zu minimieren.  

Weitere Informationen zur Organisation von Schulungen und Weiterbildungen sind in diesem Blogbeitrag nachzulesen. 

 

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Autor*in

Lisa-Marie Karusseit

Lisa ist seit mehreren Jahren als Personal- und Kommunikationsexpertin in den Bereichen E-Commerce und Logistik tätig. Bei even logistics teilt sie ihre umfangreichen Erfahrungen, führt Gespräche mit Expert*innen und zeigt auf, wie starke People & Culture-Strategien den nachhaltigen Erfolg von Logistikunternehmen fördern. Jenseits des beruflichen Alltags tobt sich Lisa mit abstrakter Kunst kreativ und auf dem Surfbrett sportlich aus.


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